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Braunkelchen, Kiebitz & Kaiseradler – Wie retten wir Österreichs Vogelwelt

(Erstausstrahlung am 7. Sept. 2020, 20:15 Uhr, 3sat, 4K, 16:9, Stereo, 51′)

Österreichs Vogelwelt ist in Gefahr. Viele Arten drohen zu Verschwinden. Diese Doku zeigt die gefährdeten Vögel des Landes, sowie Projekte und Menschen, die für ihre Erhaltung kämpfen.

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Durch den Verlust von Lebensraum sind viele Feldvögel akut vom Aussterben bedroht. Der Schutz großer Greifvögel zeigt historische Erfolge – aber sie werden immer noch verfolgt und getötet. Manche Vögel ziehen gar nur noch dank gezielter Projekte und in Schutzgebieten ihre Kreise am Himmel.

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Für den Erhalt der Vogelwelt arbeiten in Österreich unzählige Privatpersonen, kleine Initiativen und große Naturschutzorganisationen. In allen Bundesländern setzen sich Menschen auf vielfältige Weise für den Schutz der Vögel ein. BirdLife Österreich spielt dabei eine zentrale Rolle: Die „Ampelliste“ von BirdLife zeigt die Gefährdung der heimischen Brutvögel an. Die Hälfte der Arten hat darauf hohe Schutzpriorität, da ihre Bestände dramatisch geschrumpft sind. Das Verschwinden der prächtigen Blauracke scheint mittlerweile unausweichlich. Tausende Unterstützer nehmen mit ihren eigenen Vogelbeobachtungen an citizen science-Projekten teil und leisten so einen Beitrag zum Vogelschutz.

Besonders heikel ist die Situation der Vogelwelt im Kultur- und Ackerland. Die fortschreitende Intensivierung von landwirtschaftlich genutzten Flächen hat Braunkehlchen, Rebhuhn und viele andere an den Rand des Abgrunds gedrängt. In vielen Regionen sind diese Arten bereits ausgestorben. Im Vorarlberger Rheintal bemüht sich der Naturschutzbund um die letzten Brutpaare von Brachvogel und Kiebitz. Spezielle Schutzprojekte für das seltene Braunkehlchen tragen in Tirol und Oberösterreich Früchte.

Um den Zustand der Vogelpopulationen genau zu kennen und Maßnahmen abzuleiten, ist laufende Forschung nötig. Im Schilfgürtel des Neusiedler Sees werden Brutvögel seit Jahrzehnten gezählt und Veränderungen dokumentiert. Das gewonnene Wissen fließt in Schutzmaßnahmen der einzigartigen Vogelwelt des Steppensees ein. Am Dobratsch in Kärnten werden jeden Spätsommer durchziehende Wespenbussarde gezählt. Das Naturhistorische Museum in Wien zeigt nicht nur prächtige Exponate. Hinter den Kulissen wird auch an der Vogelwelt im In- und Ausland geforscht.

Die selbstständige Rückkehr großer, einst ausgestorbener Greifvögel, wie Seeadler und Kaiseradler und die Ausbreitung des Rotmilans in Österreich sind große Erfolge der letzten Jahrzehnte. Um Gefahren für die Adler besser zu verstehen, werden Jungvögel mit GPS-Sendern versehen, die ihre Bewegungen aufzeichnen. Denn die Könige der Lüfte schweben weiterhin in Gefahr. Abschuss und Vergiftung von Adlern, Milanen, Weihen und Bussarden sind in den östlichen Landesteilen noch immer weit verbreitet. In der Aufklärung solcher Kriminalfälle kommen zunehmend auch Hunde unterstützend zum Einsatz: Die geschulten Nasen der „Naturschutzhunde“ helfen bei der Suche nach getöteten Vögeln und ausgelegten Ködern. Verletzte und geschwächte Greifvögel werden in der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee gesund gepflegt. Hier ist auch das internationale Projekt zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen zuhause. Der größte heimische Vogel wurde vor langer Zeit ausgerottet und konnte nur durch die Freilassung von gezüchteten Jungvögeln wieder in freier Wildbahn etabliert werden. Im Nationalpark Hohe Tauern brüten jetzt wieder einzelne Bartgeier-Paare.

Die Erhaltung und Verbesserung von Lebensräumen ist das Um und Auf im Natur- und Vogelschutz. Die Bundesforste weisen in den Wäldern Totholzinseln aus, auf denen eine natürliche Waldentwicklung ermöglicht wird, von der viele Tiere profitieren. Der Verein „Free Nature“ pachtet im Waldviertel Wiesenflächen, die mit Schafen schonend bewirtschaftet werden. Davon profitieren Wachtelkönig und Grauammer. In Marchegg existiert das Auenreservat des WWF. Nicht nur die größte Weißstorch-Kolonie Österreichs ist hier zuhause. Auf den Baumriesen des Auwalds brüten auch Schwarzstorch, Uhu, Seeadler, Kaiseradler und Rotmilan. Am Ossiacher See in Kärnten wurde durch die Flutung der Tiebelmündung ein großes Feuchtgebiet geschaffen, dass bereits von vielen seltenen Arten genutzt wird. Im Naturschutzgebiet Rheindelta in Vorarlberg wurden Brutfloße für Flussseeschwalben installiert, auf denen diese Bodenbrüter ungestört ihren Nachwuchs großziehen.

Einen wichtigen Beitrag zum Vogelschutz können Gartenbesitzer leisten: Mit „wilden Ecken“, Nisthilfen, Futterstellen und Tränken unterstützt man die Vögel rund ums Haus. Allerdings lauern im Garten auch Gefahren. Unzählige Vögel fallen freilaufenden Hauskatzen und Glasscheiben zum Opfer. An der perfekten „Vogelschutz-Scheibe“ wird in Hohenau an der March geforscht.

Eine Dokumentation von Mario Kreuzer und Leander Khil, unterstützt vom Land Kärnten/Carinthian Filmcommission

Leander Khil